Freitag, 20. September 2013

Dreams come true... or not?


Sechs Tage. 144 Stunden. 8640 Minuten. 518.400 Sekunden.

Am 15. September 2013 flog ich nach England. Die britische Insel faszinierte mich schon immer. Die roten Doppeldeckerbusse, die roten Telefonzellen, das Teetrinken mit Milch, Fish and Chips - sind das alles wirklich nur Klischees, oder doch die Realität?


"Au-pair [oˈpɛʀ] (Kurzform für „Au-pair-Junge“ oder „Au-pair-Mädchen“) nennt man junge Erwachsene oder in manchen Staaten auch Jugendliche, die gegen Verpflegung, Unterkunft und Taschengeld bei einer Gastfamilie im In- oder Ausland tätig sind, um im Gegenzug Sprache und Kultur des Gastlandes bzw. der Gastregion kennenzulernen." (Wikipedia)
-Genau das wollte ich! Ich wollte unbedingt nach England; ich wollte die Kultur kennen lernen, neuen Menschen begegnen, mein Englisch verbessern und... einen britischen Akzent haben. ;)


Nachdem ich endlich eine Familie gefunden, den Flug gebucht und alles mit der Versicherung geklärt hatte, war es soweit.

Abschied ist immer ein wenig Sterben.

Um 10 Uhr morgens kam ich mit meiner Familie am Frankfurter Flughafen mit zwei schweren Koffern plus Handgepäck an. Obwohl der Abschied von meinen Freunden mir schon so schwer fiel, hatte ich nicht gedacht, dass mich der Abschied von meiner Familie so mitnehmen würde. In meiner jungen Naivität war mir nicht bewusst, wie sehr ich an ihnen hing. Viele Tränen wurden vergossen, wir wollten nicht mehr aufhören, uns zu umarmen... doch irgendwann kommt die Zeit, an der jeder loslassen muss. Man muss seinen Weg alleine gehen, jedoch kann man immer auf die Unterstützung seiner Familie rechnen. 

Als ich ins Flugzeug einstieg, wurde mir auf einmal bewusst, dass ich meine Jacke und meinen Schal nicht bei mir hatte. Ich hatte sie im Warteraum auf meinem Sitzplatz vergessen... schnell fragte ich höflich, ob ich kurz zurück gehen dürfe, um meine Jacke zu holen, was mir zum Glück erlaubt wurde.
Diesmal alles in den Händen haltend ging ich zurück und genoss den eineinhalbstündigen Flug zum Heathrow-Airport. 

Dort wartete ich 45 Minuten auf meine Koffer.. Dank Judith, die mir immer wieder sagte, dass ich meine Koffer verlieren könnte, hatte ich so Angst, sodass ich kurz vor einer Panikattacke stand. Doch als ich endlich meine schwarzen und grauen Koffer sah, seufzte ich erleichtert auf und ging durch eine große Tür, vor der hunderte von Leute auf ihre Familien, Freunde oder andere Bekannte warteten.
Eine weitere Angst kroch in mir hinauf: Wo ist meine Gastfamilie? Haben sie mich vergessen? Was, wenn ich sie nicht finden werde?

Da meine Gastmutter mit dem Kind am gleichen Tag ankommen sollte, hatte ich Angst, dass sie mich vergessen hatten. Doch glücklicherweise stupste mich jemand nach ein paar Minuten auf die Schulter und ich drehte mich um und sah meinen Gastvater, der mich erleichtert ansah. Nach dem "offiziellen" Vorstellen und so weiter gingen wir zu einem anderen Terminal, an der meine Gastmutter bald ankommen sollte. Doch nach einer Stunde warteten wir immer noch. Mein Gastvater rief sie an und fragte, ob was passiert sei. Dann kam heraus, dass sie von ein paar Zollbeamten angehalten wurde, da ihre Mutter heimlich 16kg (!!!) Fleisch in ihr Gepäck reingeschmuggelt hatte. Meine Gastmutter selbst wusste davon nichts, sodass sie sehr überrascht war, als sie plötzlich so viel Fleisch in ihren sechs (!!!) Koffern fand.

Nachdem alles geklärt wurde(das Fleisch wurde ihr genommen und sie kam mit einer Warnung davon), lernten wir uns persönlich kennen und ich wurde dem kleinen Sher (so heißt der Junge) vorgestellt. Er ist ein sehr offener Junge, mit dem ich mich schnell anfreundete.

Nach einer halbstündigen Fahrt kamen wir in Farnborough an und sie zeigten mir ihr kleines Häuschen. Mein Zimmer ist sehr klein, aber ich habe nicht viel erwartete, sodass ich zufrieden bin. :) Nachdem wir etwas zu Abend gegessen und noch etwas gesprochen hatten, gingen wir alle ins Bett. Ich skypte noch schnell mit meiner Familie und versicherte ihnen, dass es mir gut geht, bevor ich noch eine Weile mit ein paar Freunden sprach. 
Danach wollte ich schlafen, doch der Schlaf kam nicht. Bis um 2 Uhr morgens lag ich wach im Bett und starrte auf die Decke. Als dann endlich der Schlaf kam, wachte ich trotzdem um 7 auf.






Montag, 16. September 2013

Mir wurde die Routine am Morgen erklärt: Sher trank morgens und abends Kakao, ohne das er nicht einschlafen/aufwachen kann. Dann muss er etwas frühstücken - dabei schaut er immer gerne etwas Fernseher. Danach half ich ihm, seine Uniform anzuziehen, bevor er von seinem Vater in die Schule gefahren wurde. 
Meine Gastmutter und ich frühstückten und redeten, bevor sie mir erklärte, was ich wie morgens tun müsse.
Somit nahm ich einen Lappen und entfernte überall den Staub und danach nahm ich den Staubsauger und der Boden war somit auch sauber. 
Völlig verschwitzt - was an der Hitze im Raum lag, die Heizung war voll aufgedreht - nahm ich eine Dusche und fühlte mich endlich wieder wie ein Mensch. Da es meine Gastmutter immer mal wieder nicht so gut geht, kümmere ich mich auch etwas um sie und mache ihr immer wieder Tee. Meine Gastmutter - ihr Name ist Rubab - hatte an dem Tag ein paar Meetings in London, zu denen sie mich mitnahm. Das Ticket nach London wurde mir von der Familie bezahlt, da es mein erstes Mal dorthin ist. 
Ihr erstes Treffen war mit einem britischen Lord - Lord Eric Avebury, ein sehr charmanter älterer Herr - der zum Glück nichts dagegen hatte, dass ich während dem Meeting dabei war. Er war sehr nett zu mir und bot mir immer wieder Tee an. Sein Haus ist voller Schätze! In dem Zimmer, in dem wir saßen, hingen überall Bilder von seinen Vorfahren und ein riiesen Bücherregal mit sehr alten Büchern.Nach eineinhalb Stunden, in denen mir wirklich nicht mal eine Sekunde langweilig war, verabschiedeten wir uns von ihm. Doch vorher wollte er, dass ich ihm etwas in sein Gästebuch schrieb, was ich natürlich tat.




                                                   Dieses Bild ist etwas verschwommen, tut mir leid; aber hier könnt                                                    ihr eins seiner Preise sehen. :)







Ihr nächstes Treffen war mit einem Geschäftspartner, der auch noch ein Freund von ihr ist, mit dem wir uns im Harrods trafen. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr, doch auch er war sehr nett und unterhielt sich mit mir immer wieder. Wir tranken Tee und Rubab und er besprachen etwas Geschäftliches, während ich mich umsah.




Trotz Protest unsererseits bezahlte er für uns alle und wir dankten ihm lieb.^^


Nach diesem Treffen fuhren wir mit dem Underground zum Hyde Park, durch den wir kurz liefen, bevor wir uns weiter auf den Weg zur Shopping Mall Westfield machten. AMAZING! Am liebsten wäre ich in jeden Laden gegangen und alles gekauft. Doch da ich mir vorgenommen hatte, erst mal nichts zu kaufen und nur zu schauen, hielt ich mich zurück. Wir setzten uns in ein Café und trafen den Cousin meines Gastvaters (Shabib), mit dem wir eine Weile sprachen. 

Als wir zurück zum Bahnhof Waterloo fuhren, merkten wir, dass wir den ganzen Tag nichts gegessen hatte. Also hieß es: McDonalds. Und Starbucks für mich.^^
Um 23 Uhr waren wir endlich wieder zu Hause und sprachen noch eine Weile und hörten uns das Interview von Rubab bei BBC an. Ich kann den Link gerade nicht finden, sonst könntet ihr es euch auch anhören. :(
Erschöpft lag ich um Mitternacht im Bett und versuchte zu schlafen.. was nicht sehr gut klappte, doch letztendlich schlief ich ein.


Dienstag, 17. September 2013

Am Dienstag verschliefen wir alle. Eine halbe Stunde später als sonst standen wir auf und Sher musste sofort fertig gemacht werden, sodass er in die Schule gehen konnte. Ich machte ihm schnell sein Frühstück bereit und danach begleitete ich ihn und seinen Vater in die Schule, sodass ich auch mit der Gegend bekannt gemacht werden konnte. Er zeigte mir die Schule und ich sprach mit einer Freundin der Familie, deren Kinder auf die gleiche Schule gingen. 
Danach frühstückten wir zu Hause und ich ging meiner Pflicht als Au Pair nach und staubsaugte überall usw. In der restlichen Zeit packte ich endlich meine Koffer aus und legte meine Klamotten in den kleinen Schrank, der mir zur Verfügung stand. 


Danach skypte ich wieder kurz mit meiner Familie, legte mich etwas hin und ruhte mich aus, bevor wir Sher von der Schule abholten.

Ich versuchte mit ihm ein bisschen zu lesen, da er Probleme mit dem Lesen und Schreiben hat, doch nach einer Seite wollte er nicht mehr, sodass wir in den Park gegenüber gingen und zwei Stunden dort verbrachten.
Den Rest des Abends verbrachten wir mit Spielen, Essen und dann endlich wieder Schlafen. :)










Mittwoch, 18. September 2013

Ganz schnell: Aufgewacht, Sher für die Schule vorbereitet; Frühstück; Putzen; Laptopzeit; mit Rubab etwas Zeit verbracht; geduscht; Rubab und Shabib mussten nach London, weil sie ein Termin hatten; auf Sher gewartet; mit meiner Familie geskypt mit Sher, der die ganze Zeit gesprochen hat^^; gegessen; etwas gelesen; mit Sher gespielt; sind etwas einkaufen gegangen, weil Sher ein paar Klamotten gebraucht hat; danach McDonalds zum Abendessen, was Sher seeeeeehr gefiel. :) Und danach endlich wieder geschlafen... das klingt, als sei ich faul und möchte nur den ganzen Tag schlafen, aber so ist es nicht. Man ist schon immer etwas erschöpft.



                                                    Sher gefiel das lange Einkaufen nicht so gut. :)


Donnerstag, 19. September 2013

Heute musste ich Sher eine halbe Stunde früher aufwecken, da er für einen Tag eine neue Schule besuchte. Nachdem wir ihn erfolgreich ins Auto befördern konnten, frühstückte ich schnell und ging meinen Pflichten nach, sodass ich schnell wieder ins Bett konnte, da ich wieder einmal nicht so gut schlafen konnte. Gesagt, getan. Ich räumte die Zimmer noch etwas auf, bevor ich mich hinlegte und etwas Musik hörte. Zu Mittag aßen wir Reis und etwas Pakistanisches und kurz vor 3 fuhr Shabib los, um Sher abzuholen. 



Danach gab es etwas Stress, weil Sher nicht sehr gut in der Schule ist und seinem Lehrer gesagt hat, dass er nicht in die Schule will und muss, da er sowieso Müllmann werden will. Also habe ich mich hingesetzt und er hat versucht, eine Seite aus seinem Übungsheft zu machen. Danach war es schon nach 17 Uhr, doch nachdem ich Sher einen kleinen Snack gegeben hatte, gingen wir wieder zum Spielplatz, wo er mit den anderen Kindern spielte. Um ca 20 Uhr gingen wir endlich wieder zurück ins Haus und ich gab Sher etwas zu essen, bevor ich ihm seine Milch gab und ins Bett brachte. Rubab war vorher ins Fitnessstudio gegangen und kam etwas später zurück. Jedoch hatten wir auf sie gewartet, sodass wir gemeinsam essen konnten. Während dem Essen redeten wir etwas, doch ich ging früh ins Bett, da ich sehr erschöpft war.



Freitag, 20. September 2013

Ich denke meine Morgensroutine kennt ihr jetzt wahrscheinlich schon. Um 11 Uhr mussten Rubab und Shabib in die Sher's Schule, da sie einen Termin mit seiner neuen Lehrerin hatten. Als sie kamen, aßen wir gemeinsam und sie erzählten mir, worüber sie mit der Lehrerin gesprochen hatten. Dann fragte mich Rubab, wie ich geschlafen hatte. Ich sagte, dass ich nicht so gut schlafen konnte, den Grund konnte ich nicht nennen, da ich ihn selbst nicht wusste. Sie erzählte mir dann, dass sie mich nachts weinen gehört hatte. Anscheinend hatte ich während dem Schlafen geweint. Eine ganze Weile ging mir das nicht mehr aus dem Kopf. Hatte ich Heimweh? Ich vermisse meine Familie natürlich, meine Freunde auch, aber meine Gastfamilie ist sehr nett zu mir. Lag es daran, dass ich in den letzten Tagen kaum geschlafen habe? Ich war/bin erschöpft.. ich muss mich an alles noch gewöhnen, aber so schlecht geht es mir eigentlich nicht... oder?
Nachdem eine gute Freundin (Hi Annika!) mir auf Skype erklärte, dass es in meinem Fall normal ist und ich mich versuchen soll zu entspannen, war ich etwas erleichtert, doch das komische Gefühl in meinem Magen war immer noch nicht verschwunden. Deswegen googlte ich und fand dies:

"Weinen Assoziation: - Freisetzung von Emotionen,- Trauer. Fragestellung: - Welche Emotionen bin ich auszudrücken bereit? Allgemein: Weinen steht für unbeherrschbare Gefühle oder Schmerzen. Ob der Träumende selbst oder andere in seinem Traum weinen, immer handelt es sich um die Entladung aufgestauter Gefühle. Vielleicht ist der Träumende traurig über Ereignisse in der Vergangenheit, oder er fürchtet sich davor, die Zukunft anzugehen. Die Art des Weinens kann sehr aufschlußreich sein. Ist es ein Schluchzen, welches den Träumenden daran hindert, seine Gefühle in Worte zu fassen? Weinen baut im Traum oft innere Spannungen ab, vor allem wenn man im Wachzustand nicht weinen kann. Manchmal kommt darin auch die Reue über einen Tag zum Ausdruck, was mit Selbstmitleid verbunden sein kann. Das weinende Krokodil (umgangssprachlich für Krokodilstränen) warnt vor Heuchelei. Alte Traumbücher verstehen Weinen auch noch als Grund zur Freude im eintönigen Alltag. Psychologisch: Hier werden meist die Freudentränen umschrieben, die den Alltag erhellen. Nur wenn man im Traum grundlos weint, läßt das auf Kummer und Sorgen im Wachleben schließen.[...]
In der Realität kann das Weinen sehr erleichternd sein. Weint der Träumende während der Traumhandlung, kann dies ein Bild für die Befreiung von seelischem Druck oder Schmerzen sein. Es kann auch ein Symbol für starke Glücksgefühle des Träumenden sein, dies ist allerdings weniger häufig. Spirituell: Weinen im Traum steht für die Trauer über einen persönlichen Verlust. Volkstümlich: (arab. ) : sehen, jemanden: du wirst dich zu trösten wissen,- selbst: Freude empfinden,- eine glückliche heitere Zeit steht bevor. (europ.) : gilt für nahe Freude und große Überraschungen nach Kummer über eine Person die man bald vergessen wird,- jemanden weinen sehen: bedeutet, daß man jemanden trösten oder mit ihm Mitleid haben darf. (ind. ) : sei ohne Sorge, es wird alles wieder gut,- im Schlaf: du wirst eine übergroße Freude erleben,- sehen: du wirst eine nahestehende Person kränken."
Hm... ich weiß nicht, was nun auf mich zutrifft. Ich kann mich ja nicht an den Traum erinnern!
Naja..Wir haben gerade gegessen und jetzt muss ich mich gleich anziehen und dann geht's (hoffentlich) los nach London!

Ocean full of love ♥


PS: Ich habe das alles den ganzen Tag über geschrieben...